Die eigenartige Verwandlung der Familie Flury
Folgendes hat sich in unserem Gasthof zugetragen: Ein wanderfreudiges Paar, erkundet auf einem Pilgerweg, der von Basel nach Padua führt, unser schönes Baselbiet. Unser Gasthof ist in dem Wanderbeschrieb als Übernachtungsmöglichkeit aufgeführt, also melden sich die beiden für eine Übernachtung mit Frühstück an und reservieren zugleich auf den Abend in unserer Gaststube einen Tisch für zwei Personen.
Etwa zwei Tage später ruft die Frau, sagen wir ihr Frau Hugentobler, wieder an und bittet mich noch drei zusätzliche Plätze zu reservieren. Ihr Partner, sagen wir ihm Herr Birchmeier, konnte in diesen Tagen seinen 40. Geburtstag feiern und daher werden eben noch drei Überraschungsgäste dazustossen. Ihr Partner wisse aber reingarnichts davon und dies soll auch so bleiben. Machen wir doch gerne, also fünf Plätze für Hugentobler/Birchmeier. Einen Tag vor deren Ankunft ruft eine Frau Birchmeier, die Mutter des wanderfreudigen Herr Birchmeier an und fragt nach, ob das Paar Hugentobler/Birchmeier in unserem Gasthof übernachten werden und ob diese auch einen Tisch für fünf Personen reserviert hätten. Nun kommen eben, neben der Tante, die zugleich Gotte ist und den Eltern des Herrn Birchmeier noch zwei dazu, davon wissen aber weder Frau Hugentobler noch Herr Birchmeier etwas und das sollte.... ja klar, behalten wir alles für uns. Wir werden die ganze Gesellschaft eben als erstes an einem anderen Tisch platzieren, bis dann das Geheimnis gelüftet und die Gäste dann alle zusammen am schön gedeckten Tisch Platz nehmen können.
Gut so. Das Paar Hugentobler/Birchmeier trifft denn auch am frühen Nachmittag ein. Nachdem sie das Zimmer bezogen und einen kurzen Rundgang um das Dorf unternehmen wollen, sichten sie zwei Gäste am Stammtisch, diese beiden entpuppen sich als Eltern der Frau Hugentobler. Dies sei jetzt aber auch für sie eine Überraschung, sagt Frau Hugentobler etwas überlaut. Ich habe verstanden, das sind noch nicht die Überraschnungsgäste, von denen Frau Hugentobler Kenntnis hat. Aber sind es die beiden, von denen weder sie noch er etwas wissen? Jä nu es wird sich zeigen. Der Tisch ist, für die in der Zwischenzeit auf sieben Personen angewachsene Gesellschaft, gedeckt und da das Paar und die Überraschungsgäste immer noch am Stammtisch sitzen und jederzeit stutzig werden könnten über die vielen Plätze, die für sie nun bereit sind, schreiben wir den Tisch eben nicht mit Hugentobler/Birchmeier an, sondern mit Flury. Die Eltern Hugentobler verabschieden sich dann nach einer gewissen Zeit. Herr Hugentobler studiert beim vorbeigehen an eben diesem Tisch, das Namensschild ausgiebig und leitet aus Flury gleich Fleury ab und meint das sei ein guter Wein. Nein, meint da die Tochter Hugentobler und studiert nun auch das Reservationbsschild, das heisse doch Flury. Da komme eben eine Familie Flury am Abend zum Nachtessen, deswegen stehe dieser Name da. Aha, eine Familie Flury, kein Fleury. Etwas später, als das Wanderpaar die Erkundungstour abgeschlossen hat und sich im Zimmer aufhält, geht die Tür in die Gaststube langsam und nur ein Spalt weit auf, eine Frau "güggelet" hinein und fragt in einem sympatischen Innerschweizerdialekt:"Sinds da?" Aha, das sind nun die Eltern Birchmeier und die Tante Meierhans-Birchmeier mit den beiden zusätzlichen Überraschungsgästen Müller. Nur herein in die gute Stube, die Luft ist rein. Schwups ist sie Gesellschaft rund um den Stammtisch, gleich neben Flury's Tisch platziert. Bei einem Schluck Weisswein und diversen Gschänkli mitten auf dem Tisch, werden Hugentobler/Birchmeier erwartet. Frau Hugentobler kommt denn auch bald in die Gaststube und ist sichtlich irritiert, als sie keinen zusätzlich gedeckten Tisch sieht, der mit dem Namen Hugentobler/Birchmeier angschrieben ist. Als sie nun die angemeldeten und die zusätzlichen Überraschungsgäste sieht, ist sie sehr überrascht und macht sich gleich Sorgen, da ja nun zwei zuwenig gedeckt seien. Keine Sorge, wir haben bestimmt einen schönen Tisch für Euch alle. Nun ist auch noch das Geburtstagskind da. Die Familie Flury kommt nicht, ihr könnt gerne an diesem Tisch Platz nehmen. Und so wurde aus der Familie Fleury, eh Flury, wieder die Familie Hugentobler/Birchmeier/Müller und alles war in bester Ordnung.
Tja so ist das im Frühling, da geschehen die eigenartigsten «Metamorphosen».
Herzlich Ihre Gastgeberin Judith Gysin-Schaffner