Ein Räderwerk, das perfekt ineinander greift....

Das erlebe ich jeden Tag hier im Rössli. Ich wusste vor bald 7 Jahren, nicht wirklich worauf ich mich einlasse, als ich nach langen Verhandlungen den Schlüssel vom "Rössli" in den Händen hielt. Wir haben ein leeres, sauber aufgeräumtes Haus übernommen. Ein grosses Haus, ein sehr grosses Haus! Viele Räume, viele Türen. Eine sehr schöne Wohnung in der oberesten Etage, den grossen Saal mit den historischen Bildern, den kleinen Saal und die Gaststube mit dem schönen Kachelofen und der Kunst. Die Küche mit dem grossen Tiba-Kochherd und natürlich den wunderschönen Garten. 

Nun ist das Haus nicht mehr leer, es wurde in den etwas mehr als sechs Jahren wieder gefüllt, gefüllt mit vielen wunderbaren Gästen, mit vielen Mitarbeitenden, mit sehr vielen Erfahrungen, Erlebnissen und Gegebenheiten. Viele Begegnungen haben statt gefunden, viele Anlässe wurden gefeiert, Hochzeiten, Taufen, Geburtstage und eben auch Abschiede. Alles was das Leben eben bietet. Um das alles zu bewätigen, braucht es ohne Zweifel jemand der voraus geht, jemand der oder in unserem Fall eben, die den Kurs angibt und wo nötig Korrekturen anbringt, jemand die die Kraft hat, all die schlaflosen Nächte weg zu stecken, die immense Arbeit, körperlich, wie auch geistig zu bewältigen mag, die 14 Stunden am Tag arbeiten, präsent sein kann. 

Aber all das nützt gar nichts, wenn da nicht Menschen sind, die rundherum da sind. Es braucht Menschen, die am selben Strick ziehen, die mit ihrer persönlichen Art, mittragen, nicht aufhören, auch wenn sie bereits 10 Stunden ununterbrochen am arbeiten sind, nicht aufhören freundlich zu sein, wenn die Müdigkeit noch so gross ist. Menschen, die gerade in schweirigen Zeiten, weiter da sind, weiter mitarbeiten, nicht aufhören an die Sache zu glauben und Freude haben an all den Gästen, den Herausforderungen, die der Alltag mitbringt. Es braucht ein Familie, Söhne und eine Schwiegertochter, ein Grosskind, Schwestern und Brüder und vorallem einen Ehemann, die alle bereit sind auf die Anwesenheit zu verzichten, die bereits sind, zuzuhören, immer und immer wieder.

Es hat in den vergangenen "Rössli-Jahren" einige sehr, sehr schwierige Momente gegeben, wo der Gedanke, nicht mehr diese grosse Verantwortung zu tragen verlockend erschien, wo das Bewusstsein über die Endlichkeit, die Kostbarkeit der Zeit miteinander, mit brutaler Klarheit plötzlich Realität wurde und damit alles in Frage stellte. In diesen Momenten war für mich spürbar, dass ich getragen wurde, getragen von einem Netz, ich konnte nicht fallen, da war zu vieles das auffängt. Dafür bin ich unendlich dankbar. Ich bin dankbar für alle die Menschen, für alle Erfahrungen, tja einfach für alles. 

Herzlich Ihre Gastgeberin