Aufgetischt
In unserem Rössli stehen zwei neue Prachtsexemplare. Zwei neue, schöne, grosse Tische. Einer steht im Garten, der andere im Haus. Im linken Teil, im Sääli. Der Gartentisch ist rund und hat eine Steinplatte von 2 m Durchmesser. Der Stein stammt aus einem Steinbruch in Andeer. Wunderschöner, grüner Gneis. Das Untergestell hat mein Mann geschmiedet. Sitzt man an diesem Tisch könnte man meinen die Wärme der Sonne, die in Andeer über zig Jahre an den Fels gestrahlt hat zu spüren. Die Vorstellung, dass es unzählige Menschenjahre gebraucht hat, bis dieses Gestein in dieser Dichte und in dieser Farbe gewachsen war erfüllt mich mit grosser Ehrfurcht. Der Leiter des Steinbruchs hat bis dahin noch nie eine so grosse Scheibe aus einem Fels geschnitten. Die erste Scheibe ist zerbrochen. Nun steht dieses Naturwunder, zurecht gemacht von Menschenhand und an seinen definitiven Platz gebracht von einem Traktor und schliesslich 12 starken Männern in unserem Garten. Nun steht er da und lädt Sie, liebe Gäste ein, daran Platz zu nehmen und bei einem guten Glas Wein, einem kühlen Bier und etwas schmackhaftem im Teller eine Zeit zu verweilen.
Da im Moment das Wetter nicht so richtig in den Garten einladen will, ist unsere Gaststube ein behaglicher Ort um zu geniessen. Der Tisch, der seit kurzer Zeit dort steht, ist 3.40 m lang und 1m breit. Er wurde aus Eschenholz mit Braunkern geschreinert. Auch für diesen Tisch hat mein Mann das Untergestell hergestelllt. Das Tischblatt weist eine wunderschöne Maserierung auf, sehr exakt und gekonnt von zwei jungen Schreinern sehr sorgfältig gearbeitet. Dieser Baum war einige Jahre alt, bestimmt einiges älter als die beiden Schreiner. Es sitzt sich gut an diesem Tisch und bietet Platz für Gäste die als Gruppe Platz nehmen oder einzelnen Gästen, Paare und gibt die Möglichkeit miteinander ins Gespräch zu kommen. Tische - Orte der Begegnung. An Tischen nehmen verschiedenste Menschen Platz, alle haben ihre Geschichte - bringen einen Teil davion mit und nehmen durch Begegnungen einen Teil neue Lebensgeschichte mit. Wenn ich nach einem hektischen Tag in der Küche am Herd durch die leeren Räume gehe, die leeren Stühle und Tische betrachte, bin ich unendlich Dankbar für die Möglichkeit etwas zu Begegnungen zwischen Menschen beitragen zu können. Dann nehme ich, nach 15 Arbeitsstunden den müden Kopf, die müden Beine gerne in Kauf, weil ich die Möglichkeit habe hier und jetzt und an jedem Tag mitten im Leben zu stehen.